Viele Menschen, die einen Kredit beantragen möchten, befinden sich nicht in der vergleichsweise komfortablen Situation vieler nicht selbständiger Arbeitnehmer, die bei einem Konkurs ihres Arbeitgebers oder einer Stellenstreichung noch bis zu 12 Monate zumindest teilweise durch das Arbeitslosengeld I abgesichert werden.
Viele Selbständige und Freiberufler, die nicht in die Arbeitslosenversicherung einzahlen, fragen sich deshalb: Kann ich einen Kredit ohne Arbeitslosenversicherung bekommen und wie gehen die Banken damit um, wenn die Einnahmen aus dem eigenen Geschäftsbetrieb eine der wesentlichen Einnahmequellen sind? Manche mag deshalb verwundern, dass der Kredit ohne Arbeitslosenversicherung heutzutage gang und gäbe ist und dass wesentlich mehr Kreditnehmer – als nur Selbständige – diesen Kredit nutzen können. Am Besten nähern Sie sich dem Thema, wenn Sie sich das Konstrukt der Arbeitslosenversicherung näher ansehen. Und dann beurteilen, wie sich deren Zahlungen auf die Bonität oder die Rückzahlungswahrscheinlichkeit auswirken könnten.
Die Arbeitslosenversicherung ist ein zusätzlicher Bonitätsfaktor
Für die Bank bedeutet die Einzahlung in eine Arbeitslosenversicherung, die mit wenigen Ausnahmen alle nicht selbständig Beschäftigten eine Veränderung der aktuellen und in der Zukunft möglichen Zahlungsströme. Das Netto-Gehalt sinkt um einen geringen, einstelligen Prozentsatz und der Arbeitgeber leistet seinen eigenen Beitrag zur Arbeitslosenversicherung. Dafür werden aber die Folgen einer Kündigung wesentlich abgemildert: Nach der erheblichen Reduzierung des Kündigungsschutzes würden die Arbeitnehmer ohne Arbeitslosenversicherung lediglich mit einer Grundsicherung, deren Einnahmen nicht pfändbar sind, dastehen.
Deshalb gehen die Banken bei Vorliegen eines Lohn- und Einkommensnachweises und der zusätzlichen vertraglichen Zusicherung, dass keine Kündigung ausgesprochen wurde von einem Fortbestand des Arbeitsverhältnisses aus! Der Kredit mit Arbeitslosenversicherung geht also vom bestehenden monatlichen, positiven Einnahmeüberschuss aus und schreibt diese Einnahmen in die Zukunft fort. Bei Laufzeiten bis zu 24 oder 36 Monaten ist diese Vorgehensweise relativ unkritisch und es besteht nur eine geringe Wahrscheinlichkeit der Nicht-Rückzahlung.
Beim Kredit ohne Arbeitslosenversicherung zählt auch die Branchenzugehörigkeit
Anders sieht dies bei Selbständigen und Freiberuflern aller Art aus. Hier werden entweder der Steuerbescheid des Vorjahres, der aktuelle „Haben-Umlauf“ auf dem Firmenkonto bzw. einem Girokonto und etwaige vorhandene betriebswirtschaftliche Auswertungen zur Beurteilung herangezogen, wie denn der monatliche Einnahmeüberschuss aussieht. Problem ist hierbei insbesondere bei Unternehmen mit wenigen Angestellten: Wird der Firmengründer für einen längeren Zeitraum krank oder verliert das Unternehmen zu viele Kunden, so kann die Rückzahlung in Gefahr geraten.
Dann stehen allerdings keine Leistungen aus einer Zahlung der Arbeitslosenversicherung zur Verfügung, denn vorher wurden ja keine Einzahlungen geleistet. Deshalb muss die Bank die Rückzahlungswahrscheinlichkeit und die Laufzeit von Konsumentenkrediten für alle Selbständigen nach einem anderen Muster berechnen.
Mit der Zeit lernt die Bank aus vielen abgeschlossenen und auch den meisten komplett zurückbezahlten Krediten, welche Faktoren entscheidend sein könnten. Dies ist auch der Grund dafür, dass neue Kreditanbieter meist mit Krediten für Angestellte und Arbeitnehmer beginnen. Die komplexeren Produkte – wie der Kredit ohne Arbeitslosenversicherung – werden dann erst später dem Produktangebot hinzugefügt.